Das Hummeljahr

Die Hummelkönigin ist eine staatenbildende Wildbiene, welche ungefähr ein Jahr alt wird. Bei den Honigbienen hingegen können die Königinnen bis zu 5 Jahre alt werden und die Bienenstaaten teilen sich (sog. Schwärmen), wenn das Volk den Höhepunkt erreicht hat. Ein solches "freiwilliges" Verhalten kennt ein Hummelvolk nicht, es gibt aber Kuckuckshummeln (Sozialparasiten), welche das Volk ihrer Wirtskönigin übernehmen können.

Hummelköniginnen überwintern in der Erde, in Höhlen, unter Laub, unter bzw. in Gehölz und anderen geeigneten Nischen ab Anfang September bis Oktober, wenige Tage direkt nach ihrer Befruchtung. Wenn Sie in der Zwischenzeit nicht verhungern, erfrieren oder Fressfeinden (z.B. Igel, Maulwurf und Vögel) zum Opfer fallen, erwachen die verbleibenden Hummelköniginnen frühestens ab Ende Februar (bei mildem Winter) und regulär im März/Anfang April mit den ersten Blüten. Hummeln können bereits ab einer Außentemperatur von 3°C fliegen. In der Regel sind alle Hummeln, die man im Februar und März antrifft, auch Königinnen. Nestsuchende Königinnen kann man manchmal auch noch Ende Mai beobachten. Da zu diesem Zeitpunkt aber durchaus schon größere Arbeiterinnen der selben Hummelart unterwegs sein können, kann man allein an der Flugzeit und der Größe nicht mehr automatisch darauf schließen, dass es sich um eine Königin handelt.

Die aus dem Winterschlaf erwachten Königinnen werden als erstes ihren Hunger stillen und nach Nektar suchen. Wenn man also eine scheinbar schwache Hummel in der Wiese findet, kann man ihr helfen indem man einen Teelöffel mit etwas Zuckerwasser anbietet (daneben hinlegt). Sind die Energiereserven gefüllt versucht sie anschließend einen geeigneten Nistplatz zu finden, um dort ihren eigenen Staat zu gründen.

Nachdem eine Hummel ihren Nistplatz gefunden hat, legt sie im Nest ihre ersten Eier ab und schafft einen Pollenvorrat für die Larven an. Hummeln ernähren sich vom Nektar und sammeln Pollen für die Nachkommen (Larven). Sollte man also im Februar/März/April Hummel mit Pollenhöschen entdecken (Pollensäckchen an den Hinterbeinen) dann hat diese bereits einen Staat gegründet und sammelt für ihre Brut. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass diese Königinnen nicht mehr in ein Hummelhaus einziehen wollen. In dieser ersten Zeit ist die Hummelkönigin potenziell von Fressfeinden bedroht (z. B. Vögel). Wenn aber alles gut geht, werden nach ca. 20 Tagen die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, welche dann der Königin Arbeit abnehmen. Die Arbeiterinnen unterstützen die Königin bei der Aufzucht der Nachkommen und übernehmen die Sammelflüge für Nektar und Pollen. Sind die ersten Arbeiterinnen stark genug und können genügend Nahrung (Nektar und Pollen) ins Nest bringen, wird die Königin selbst das Nest nicht mehr verlassen.

Nun gilt es den Staat zu vergrößern, mehr Arbeiterinnen heran zu ziehen und reiche Vorräte an Nektar und Pollen ins Nest zu schaffen. Wenn das Hummelvolk seinen Zenit erreicht hat (je nach Hummelart von Anfang Juni bis Ende September), hört die Hummelkönigin auf ein Hormon zu versprühen. Durch das fehlende Hormon wird dem Volk nun signalisiert, dass ab diesem Zeitpunkt keine weiteren Arbeiterinnen mehr gebrütet werden, sondern ausschließlich Jung-Königinnen und Drohnen (männliche Hummeln).
Die Hummelköniginnen-Larven erfahren mehr Brutpflege als Arbeiterinnen/Drohnen und werden wieder ca. ein Jahr lang leben können. Arbeiterinnen leben hingegen nur ca. 28 Tage. Die männlichen Drohnen (welche aus unbefruchteten Eiern schlüpfen) haben die einzige Aufgabe die Jung-Königinnen zu befruchten und haben ebenfalls nur eine kurze Lebenserwartung (etwa 1 Monat). Drohnen tragen noch ein bisschen zur Bestäubung bei. Da sie aber nicht emsig nach Nahrung für den Hummelstaat suchen, sind sie alleine bei weitem nicht so effektiv wie Arbeiterinnen.

Aufgrund der kurzen Lebenserwartung der Arbeiterinnen und weil keine neuen Arbeiterinnen aufgezogen werden, wird nach dem Schlüpfen der Jung-Königinnen die Nahrungsversorgung des Hummelnestes mit dem Wegsterben der Arbeiterinnen zusammenbrechen. Sollte die Hummelkönigin nicht bereits aus Altersgründen im September/Oktober verstorben sein, wird sie im Nest verhungern. Bei der späteren Inspektion des Hummelnestes kann man die Alt-Königin gut am Alter erkennen (farblose Haare, abgenutzter Körper).

Hat das Hummeljahr sein Ende gefunden und wurden hoffentlich erfolgreich viele Jung-Königinnen produziert, werden diese sich den Magen mit Nektar füllen und gleich nach der erfolgreichen Begattung ein Winterquartier suchen (auch wenn es evtl. noch reichhaltiges Nahrungsangebot gäbe). Anschließend beginnt der Kreislauf von neuen und die im nächsten Frühjahr erwachenden Königinnen versuchen einen neuen Staat zu gründen.